Avatare als "digitales Selbst"

Ein digitaler Avatar ist heute - und noch mehr in der Zukunft - eine vollwertige, quasi-autonome, KI-gestützte Persönlichkeit. Es ist denkbar, dass Avatare auf der Grundlage einer realen Person als digitaler Zwilling erstellt werden oder eine völlig fiktive Entität darstellen. Auf den ersten Blick scheinen digitale Avatare im Vergleich zu anderen aktuellen technologischen Innovationen nicht allzu revolutionär zu sein, blickt man jedoch hinter die Kulissen, wird die Komplexität und das sensible Zusammenspiel verschiedenster Bereiche deutlich. Besonders spannend sind die Integrationen von AR und AI, da die Interaktion mit gesichtslosen Buttons und Fenstern plötzlich unzureichend erscheint. Komplexe, digitale Avatare eröffnen uns völlig neue Möglichkeiten der Mensch-Computer-Interaktion: Sie bieten interaktive, lebensechte Persönlichkeiten, mit denen wir kommunizieren und interagieren können.

Auch der Technologiegigant Apple zeigt mit seinem neuen "Spatial Computer" namens "Vision Pro" eindrucksvoll, welche Rolle Avatare in der zukünftigen Interaktion und Kommunikation spielen werden. Nutzer*innen können sich im Handumdrehen selbst als digitalen Avatar erstellen und so in Videotelefonaten oder anderen Anwendungen als Avatar auftreten.

Genau wie heutige Chat-Bots, die auf verschiedenen Websites ihre Hilfe anbieten, könnten KI-gestützte digitale Avatare treue, zuverlässige Begleiter sein. Sie können als kluge und stets gut informierte Freunde oder sogar als Liebhaber*innen auftreten. Bevor wir nun alle dieselben fünf Promis daten - oder zumindest ihre digitalen Zwillinge - lassen Sie uns andere Vorteile von digitalen Avataren betrachten: Ein großartiger, denkbarer Anwendungsfalls ist die Möglichkeit des digitalen Meetings, indem wir unseren digitalen Zwilling schicken, ihn das Treffen aufzeichnen und eine Zusammenfassung an uns zurückmelden lassen. Diese Vorstellung klingt nach Sci-Fi und ist zum status quo noch nicht für die breite Anwendung realisierbar, doch wäre es nicht der erste Fall indem Sci-Fi zur Realität wird.

Während der Zweck dieser Technologie darin besteht, unsere erweiterte Präsenz durch Avatare zu ermöglichen, die als Projektionen von uns selbst agieren und eine Vielzahl von Aufgaben ausführen können, konzentrieren sich ihre Anwendungen derzeit auf Darstellungen innerhalb virtueller sozialer Umgebungen, insbesondere im Metaverse und in Videospielen. Aktuelle Implementierungen umfassen digitale Zwillinge verlorener Angehöriger oder öffentlicher Persönlichkeiten, die nicht mehr unter uns weilen.

Wenn wir digitales Leben erschaffen können, ist lediglich unsere Imagination die Grenze des Umsetzbaren. Warum also nicht einen Drachen als Haustier halten oder einen sprechenden Wasserkocher als treuen Gefährte im eigenen Leben willkommen heißen?

Da das Web 3.0 (mehr dazu hier) und das Metaverse ohne den Einsatz von digitalen Avataren (zumindest wenn die heutigen Visionen auch in der Zukunft Bestand haben) nicht funktionieren können, ist leicht zu erkennen, dass sie zu einem omnipräsenten Teil unserer Online-Zukunft werden. Die rapide Weiterentwicklung und breite Akzeptanz ist in unseren Augen also nur noch eine Frage der Zeit.